Nachbarschaftstreff Wittenberg West

Miteinander lernen.

Seit 2010 schafft der Nachbarschaftstreff Wittenberg West ein großes Angebot an Bewegung, Bildung und Begegnung für das ganze Viertel.

Hier bekommt alles einen Raum – egal ob Rollstuhltanz, Selbsthilfegruppen, die Digital-Sprechstunde oder Stammtische zum Sprachenlernen.

Wir haben Leiterin Birgit Maßny zum Gespräch getroffen.

Seit wann bietet ihr den Bundesfreiwilligendienst an und wie hat sich dieser bis jetzt entwickelt?

2012 haben wir mit einer Stelle im Bundesfreiwilligendienst gestartet. Mittlerweile haben wir vier Stellen, die aktuell alle besetzt sind. Eine Stelle wird meist an eine Person mit Migrationserfahrung vergeben.

Wie kam es dazu?

Das war eine ganz natürliche Entwicklung. Wir haben Deutschunterricht und andere Alltagshilfen angeboten, ebenso wie Lern- und Sprachpatenschaften. Dadurch sind Beziehungen entstanden. Zu Beginn kamen Geflüchtete, weil sie Unterstützung benötigten. Mit der Zeit wurden sie dann selbst aktiv. Unsere erste Freiwillige, Iman, war zum Beispiel sehr engagiert und vernetzt. Das hat wunderbar gepasst. Sie konnte Frauen in ihrer Community für ein Sportangebot hier begeistern und wir konnten ihr beim Wiedereinstieg in ihren gelernten Beruf helfen.

Wie ging es danach weiter?

Seit dieser positiven Erfahrung hat sich der BFD unter geflüchteten Menschen herumgesprochen. Fast jedes Jahr hatten wir jetzt jemand mit Migrationserfahrung im Team. Durch ihre Erfahrung können wir vieles einfach besser machen. Ihre Kenntnisse sind etwa bei der Hausaufgabenhilfe oder bei Ferienaktivitäten hilfreich, zu denen auch migrantische Kinder kommen. Jede Person ist natürlich anders. Wir schauen, dass die Aufgaben zu ihren Fähigkeiten passen.

Welche Erfahrungen habt ihr in der Zusammenarbeit gemacht? Gab es Herausforderungen? Und wie seid ihr damit umgegangen?

Sprache ist die größte Herausforderung, wenn man neu ist. Deswegen sind die Bundesfreiwilligen bei uns immer zu zweit im Team eingeteilt. Sie lernen ganz praktisch die deutsche Sprache und können im Tun immer jemanden fragen. Außerdem haben wir erfahrene und engagierte Leute hier, die gern helfen. Nicht zuletzt steht die Tür zu meinem Büro immer offen. Als Anleiterin stelle ich sicher, dass der Tagesablauf und die Termine für alle klar sind. Dabei braucht es vor allem zu Beginn Zeit, alles zu erklären – das ist es mir aber wert.

Warum ist es euch wichtig, Menschen mit Migrationserfahrung den Freiwilligendienst zu ermöglichen?

Die Sprache ist ein zentraler Punkt für Integration. Der Freiwilligendienst ist ideal als Lernzeit dafür. Die Freiwilligen übernehmen eine Aufgabe und kommen in Gemeinschaft. Dabei werden die Sprache und das Selbstbewusstsein gestärkt – so kann Integration gelingen.

Und auch für die Einrichtungen ist die Lernzeit wichtig. Wir können von anderen Kulturen lernen. Jetzt war gerade Zuckerfest. Das war schön mitzuerleben. Es gibt immer noch reichlich Süßigkeiten hier.

Wir wünschen weiterhin viele inspirierende Lernprozesse!

 

 

 

Foto: Marcus-Andreas Mohr

Text: Kristin Wicklein und Jasmin Brückner