Der Kinderbauernhof in Stichelsdorf – Porträt einer Einsatzstelle

Der Kinderbauernhof auf dem Gut Stichelsdorf bei Halle ist seit 2010 Einsatzstelle für den Bundesfreiwilligendienst  mit zwei Bundefreiwilligen im Jahr, die bei naturpädagogischen Angeboten helfen.

Auf dem Kinderbauernhof der GartenWerkStadt Halle e.V. erleben Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam einen grünen Freiraum. Die Kinder können Schafe hüten, basteln, toben, in der Erde buddeln, frisches Gemüse ernten und über offenem Feuer kochen.

Unsere Projektleiterin Kristin Wicklein sprach mit Undine Günther, Anleiterin für den BFD auf dem Kinderbauernhof Halle

Foto: Marcus-Andreas Mohr

Warum arbeitet ihr im Bundesfreiwilligendienst gezielt mit Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung zusammen?

Der Bundesfreiwilligendienst ist ein wichtiges Sprungbrett für die Menschen und für unser Projekt eine Bereicherung, denn die Menschen bringen eine positive Energie mit und haben Einfluss auf die Öffnung unseres Teams für Vielfalt.

Was war eine schöne Erfahrung?

Für mich war es eine interessante Erfahrung, den starken Willen der Freiwilligen, sich einzubringen und ein Teil der Gesellschaft zu sein, kennenzulernen. Die Motivation der Freiwilligen hat mich sehr beeindruckt.

Was war eventuell schwierig?

Ganz ehrlich, mit der Sprache ist es manchmal schwierig. Besonders zu Beginn, wenn ich etwas erklärt habe und die Rückmeldung bekam, es wurde verstanden und dann in der Umsetzung habe ich gesehen, es wurde doch nicht verstanden.

Durch Sprachbarrieren entstehen auch lustige Momente: Wir haben mal am Lagerfeuer mit einer Kindergruppe gekocht und der Topf war sehr heiß. Da ich habe eine Freiwillige gebeten, Topfhandschuhe zu holen. Dann kam die Freiwillige mit gelben Gummihandschuhen wieder. Da haben wir gemerkt: die Vokabel Handschuh wurde auf jeden Fall verstanden!

Der Umgang mit der Sprachbarriere war für mich auch ein Lernprozess: Wie kann ich mich so ausdrücken, dass ich verstanden werde? Wenige und klare Worte sind da sehr hilfreich. Aber oft reicht nur das Erklären nicht aus, sondern zu Beginn braucht es mehr Begleitung bei der Ausführung der Aufgaben. Durch das praktische Tun verstehen die Freiwilligen besser, was zu tun ist und mit der Zeit bekommen sie Routine und können die Aufgaben eigenständig erledigen. Die meisten Freiwilligen haben dann einen bestimmten Bereich für sich entdeckt, der ihnen besonders liegt und für den sie sich verantwortlich fühlen. Es ist schön zu sehen, wenn die Freiwilligen glücklich sind mit ihren Aufgaben und dem Gefühl, gebraucht zu werden. Jeder hat andere Stärken und Vorlieben, der eine kümmert sich lieber um die Tiere, andere sind an der Arbeit mit Kindern interessiert und andere wiederum begeistern sich fürs Kochen und ihnen ist Sauberkeit sehr wichtig. Bei uns auf dem Kinderbauernhof ist für jeden das Passende dabei. Natürlich machen alle alles, aber jeder hat seinen Schwerpunkt.

Wie ist euch die gute Zusammenarbeit gelungen?

Eine wichtige Rolle spielt dabei auch unsere Einstellung, den Menschen wertfrei anzunehmen, so wie er ist. Wir sagen nicht, wie jemand sein soll, sondern fragen, wie er sein möchte. Der Freiwilligendienst ist eine gute Zeit, sich kennenzulernen und herauszufinden, was man kann und was man will.