Klare Haltung für Vielfalt.
Die Stadt Bernburg zeigt beispielhaft, wie Freiwilligendienste zur erfolgreichen Integration von Menschen mit Migrationserfahrung beitragen können. Seit 2011 ist die Stadt Träger für den Bundesfreiwilligendienst und bietet Freiwilligen vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Dazu gehören soziale Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Schulen oder die Obdachlosenhilfe.
Wir haben mit Johanna Müller vom Personalamt gesprochen, die den BFD seit vielen Jahren für die Stadt koordiniert.

Welche Entwicklungen konntet ihr im Hinblick auf Bundesfreiwillige mit Migrationshintergrund beobachten?
Als vom Bund das Programm „BFD mit Flüchtlingsbezug“ eingeführt wurde, waren es zu Beginn vor allem Deutsche, die sich für die Hilfe von Geflüchteten engagierten. Mit der Zeit wurden dann die Geflüchteten selbst zu Freiwilligen. Diese Entwicklung hat sich als Gewinn für alle Beteiligten erwiesen, insbesondere in pädagogischen Einrichtungen. Dort werden die sprachlichen und kulturellen Kompetenzen von migrantischen Freiwilligen hoch geschätzt, denn sie ermöglichen einen viel besseren Zugang zu Kindern und Eltern mit Migrationsgeschichte.
Gab es für euch als Träger in all diesen Jahren besondere Herausforderungen?
Ja, denn als 2018 das Sonderprogramm „BFD mit Flüchtlingsbezug“ auslief und damit auch das sogenannte Entsendungsprinzip, hatte dies spürbare Auswirkungen. Ein besonders prägnantes Beispiel dafür ist das „Coffee to stay“, eine wichtige Anlaufstelle und Begegnungsstätte für Geflüchtete in Bernburg. In der Initiative konnten nach dem Wegfall keine Bundesfreiwilligen mehr beschäftigt werden. Trotzdem lässt sich klar sagen, dass Bernburg sich durch seine Anpassungsfähigkeit auszeichnet. Die kurzzeitige Wiedereinführung des Entsendungsprinzips während der Ukrainehilfe ermöglichte es, Freiwillige flexibel dort einzusetzen, wo sie am dringendsten gebraucht wurden – beispielsweise in der Sprachmittlung.
Wie kommt es, dass das BFD-Programm in Bernburg so erfolgreich ist?
Der Erfolg des Programms in Bernburg basiert auf einer klaren Haltung der Stadt. Die Stadtverwaltung ermöglicht es, dass die Werte des Willkommens aktiv gelebt werden können. Diese Offenheit spiegelt sich natürlich in den Einsatzstellen wider, die sich die Zeit nehmen, den Freiwilligen alles zu erklären und die anschließend von deren Motivation und Erfahrung profitieren.
Wie unterstützt ihr die Freiwilligen beim Spracherwerb?
Es liegt in unserem Interesse, den Deutschlernprozess zu fördern. Deswegen schaffen wir auch Flexibilität bei den Zeitmodellen. Die Möglichkeit, zwischen Voll- und Teilzeit zu wechseln, erlaubt es den Freiwilligen, ihren Dienst mit Sprachkursen zu kombinieren. All das sollte mitgedacht werden, wenn man klar für Vielfalt einstehen will.
Bernburg – ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie der Bundesfreiwilligendienst als Instrument der Integration und des gesellschaftlichen Zusammenhalts wirken kann. Wir freuen uns über diese Offenheit!
Foto: Marcus-Andreas Mohr
Text: Kristin Wicklein und Jasmin Brückner