Tagung „Freiwilligendienste als Brückenbauer für Vielfalt und Teilhabe“

18.November 2025, 10 – 16 Uhr
Franckesche Stiftungen | Franckeplatz 1 | Haus 37 | 06110 Halle

Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Servicestelle „Freiwilligendienste – Integriert in Sachsen-Anhalt“ laden wir Sie herzlich zu einer landesweiten Jubiläumstagung ein!

Freiwilligendienste stehen im Fokus, um zentrale Themen wie Integration, gesellschaftliche Teilhabe und die Stärkung von Organisationen, die sich für Integration engagieren, gemeinsam zu reflektieren. Dabei werden persönliche Erfolgsgeschichten präsentiert, die eindrucksvoll zeigen, wie Freiwilligendienste mit Menschen mit Migrationsgeschichte zur Förderung von Zusammenhalt und Teilhabe beitragen.

Collage - Freiwilligendienste im Porträt

Die Veranstaltung richtet sich an Partner, Wegbegleiter, Träger, Einsatzstellen, Freiwillige sowie Vertreter aus Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung. Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung.

Merken Sie sich den Termin bereits jetzt vor!

Programm und Anmeldung
Die Anmeldung wird ab spätestens September über diese Seite möglich sein.
Wenn wir Sie per E-Mail informieren sollen, schreiben Sie uns kurz eine Nachricht:

Kontakt
Freiwilligen-Agentur Halle-Saale e.V.
Hansering 20 | 06108 Halle (Saale)
fwd@freiwilligen-agentur.de
https://freiwilligendienste-integriert.de/

Veranstalter
Freiwilligen-Agentur Halle (Saale)
Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt
Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (LAGFA) Sachsen-Anhalt

in Kooperation mit Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung

LAMSA – Landesnetzwerk der Migrantenorganisationenden
Franckesche Stiftungen zu Halle (Saale)


Stadt Bernburg

Klare Haltung für Vielfalt.

Die Stadt Bernburg zeigt beispielhaft, wie Freiwilligendienste zur erfolgreichen Integration von Menschen mit Migrationserfahrung beitragen können. Seit 2011 ist die Stadt Träger für den Bundesfreiwilligendienst und bietet Freiwilligen vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Dazu gehören soziale Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Schulen oder die Obdachlosenhilfe. Weiterlesen…


Kinderbauernhof Halle

Gelebte Vielfalt auf Gut Stichelsdorf.

Freiraum in der Natur ist in großen Städten rar. Wie gut also, dass es Orte wie den Kinderbauernhof Gut Stichelsdorf bei Halle gibt, der seit 2010 eine Einsatzstelle für den Bundesfreiwilligendienst ist. Weiterlesen…


Mayada Nicolas

Von der Prinzessin zur Kämpferin

Mayada Nicolas weiß, was es heißt, für die eigenen Ziele zu kämpfen. Mit 47 Jahren kam sie aus Syrien nach Deutschland und musste ihr Leben hier noch einmal von vorn beginnen. „In dem Alter nochmal neu Deutsch zu lernen war schwer. Ich war immer die Älteste im Deutschkurs. Das hatte ich mir anfangs gar nicht zugetraut“, erinnert sich Mayada und ergänzt lachend: „In Syrien habe ich wie eine Prinzessin gelebt, und in Deutschland habe ich gelernt, eine Kämpferin zu sein.“ Im syrischen Latakia lebte sie in einem großen Familienhaus und arbeitete vier Stunden am Tag als Englischlehrerin in einer Privatschule, während ihr Mann als Juwelier beschäftigt war. In Deutschland drehte sich dann alles auf einmal um: Sie war nun diejenige, die sich um die Familie kümmern musste.

Ihr Weg führte sie 2018 in den Bundesfreiwilligendienst, den sie im Rahmen des Sonderprogramms BFD mit Flüchtlingsbezug bei den Franckeschen Stiftungen absolvierte. Mayada erinnert sich: „Das war eine tolle Erfahrung. Ich war in der Familienetage, in der Schule und in der Kita Maria Montessori im Einsatz. Vor allem die Zeit in der Kita war traumhaft.“

Nach ihrem BFD sollte es noch eine Weile dauern, bis sie in ihren Traumjob zurückkehren konnte: Über eine Berufspatenschaft der Freiwilligen-Agentur Halle fand Mayada zunächst eine Anstellung in der Küche einer Kita in Neustadt. Nebenbei absolvierte sie die Qualifikation zur pädagogischen Fachkraft und arbeitete dann als Hilfskraft in verschiedenen Kitas und Horten. Nach einer Weile gelang es ihr schließlich, eine Stelle als Erzieherin in einer städtischen Kita in Halle-Neustadt zu finden. Für sie ein Jackpot. „Das mache ich jetzt seit vier Jahren. In Vollzeit!“ erzählt sie mit Stolz. „Obwohl ich jeden Tag eine Stunde Arbeitsweg habe. Ich finde die Arbeit in Neustadt gut und wichtig, weil ich migrantischen Kindern und ihren Eltern mit der Sprache helfen kann.“

Das allein steht schon als riesiger Erfolg für sich – doch es blieb nicht dabei: Inzwischen hat Mayada den C1-Deutschkurs bestanden und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Vor kurzem hat sie ein eigenes Haus auf dem Dorf erworben und den Führerschein absolviert. „Ich habe alles erreicht“, erklärt sie mit strahlenden Augen.

Wie sie das alles geschafft hat? Ihr größter Ansporn sind ihre zwei Söhne und ihr Neffe, der wie ein Sohn für sie ist: „Ich wollte ihnen ein gutes Leben bieten, dass sie studieren können, und ich wollte ihnen ein Vorbild sein.“ Ihr Neffe bekräftigt ihre Erfolge: „Was du geschafft hast, ist unglaublich!“, freut er sich für sie.

Wenn Mayada zurückblickt, stellt sie fest: „Der BFD war die richtige Entscheidung für mich, denn es hat mein Selbstbewusstsein gestärkt und mir dabei geholfen, die ersten Schritte für meinen Weg ins Berufsleben zu finden.“

Was für ein unglaublicher Lebensweg – wir wünschen weiterhin viel Erfolg!

 

Text: Jasmin Brückner und Kristin Wicklein

Portraitfoto
Foto: Kristin Wicklein

Salah Al-Issa

Kein leichter Weg

Wenn Salah Al-Issa unterwegs ist, trägt er zwei Handys bei sich: Ein Diensthandy und ein privates Telefon. Das ändert jedoch nichts daran, dass beide regelmäßig klingeln: „Ich werde auf beiden angefragt, wenn eine Sprachmittlung für Arabisch oder Kurdisch gebraucht wird“, erklärt er. Salah arbeitet bei dem Landesnetzwerk für Migranten in Sachsen-Anhalt (LAMSA) und ist dort im Projekt SiSA – Sprachmittlung in Sachsen-Anhalt tätig. Als Sprachmittler mit dem Schwerpunkt Gesundheit begleitet er vorrangig Menschen zu Facharztterminen, um bei der Übersetzung von Fachsprache zu helfen. Weiterlesen…


Maha Al-Makki

Die richtige Entscheidung

„Mein Auto steht noch am Flughafen, aber wir werden nicht zurückkommen“, weiß Maha Al-Makki, die vor drei Jahren mit ihrer Partnerin aus Saudi-Arabien fliehen musste, nachdem ihre Familien von der Beziehung erfuhren. Weiterlesen…


Nadiia Berchuk

Genau am richtigen Platz

Manchmal fügt sich alles so zusammen, wie es soll. So erging es auch Nadiia Berchuk, die ihren Bundesfreiwilligendienst in einem Grundschulhort in Bernburg absolvierte. Weiterlesen…


Nissreen Ali

Eine Allroundtalent startet durch

„Meine Mama ist die Krasseste!“ Mit diesen Worten beschreibt Mayaar ihre Mutter, Nissreen Ali – und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Was Nissreen während ihres Bundesfreiwilligendienstes geleistet hat, ist mehr als beeindruckend – aber der Reihe nach:

2018 kam Nissreen aus dem Sudan nach Halle, nachdem ihr Mann hier promoviert und eine Anstellung gefunden hatte. Für sie war schnell klar: „Ich wollte mich wirklich integrieren und die Sprache lernen.“ Gleichzeitig war sie gerade zum dritten Mal Mutter geworden und stieß in den Sprachkursen vorerst auf verschlossene Türen, denn eine Kinderbetreuung während der Kurse stand nicht zur Verfügung.

Mit der Zeit erfuhr sie vom WELCOME-Treff und war begeistert von den Angeboten vor Ort. Die kostenlosen Sprachkurse und Begegnungsmöglichkeiten halfen ihr, hier in Deutschland Fuß zu fassen. Als Nissreen dann erfuhr, dass einige Menschen im WELCOME-Treff ihren Freiwilligendienst absolvierten, war ihre Neugier sofort geweckt: „Ich dachte mir, das will ich auch. Ich fand diesen Ort so toll und fand es gut, nicht nur zuhause zu sein. Außerdem wollte ich weiter mein Deutsch verbessern.“

Mit diesem Ziel startete sie im Juli 2022 in ihren BFD – und in den B2-Sprachkurs, der im gleichen Zeitraum stattfand. Es folgten Monate, in denen jeder Tag bis auf die letzte Minute durchgetaktet war: Die Kinder zur Kita bringen, von 8 bis 11:15 Uhr in die Sprachschule gehen, von 11:30 bis 15 Uhr WELCOME-Treff arbeiten, die Kinder abholen, Essen kochen, den Haushalt schmeißen und Hausaufgaben machen. „Als ich dann mein B2-Zertifikat erhalten habe, hat sich das ein bisschen angefühlt wie nach einer Geburt“, lacht Nissreen.

Damit standen auch die nächsten Ziele fest: Wie auch im Sudan wollte Nissreen im Bildungsbereich mit Frauen arbeiten. Ihr B2-Zertifikat öffnete ihr für diesen Weg neue Türen. Nach ihrem Freiwilligendienst begann sie im September 2023 einen Minijob im sozialen Bereich und fand dann im April 2024 eine Anstellung beim Verein Saida e.V. in Leipzig. Dort kann Nissreen ihr Wissen aus der Arbeit im Bereich Frauenbildung und -gesundheit einbringen, das sie im Sudan erworben hatte. Sie berät nun Frauen mit Fluchterfahrung, gestaltet Bildungsangebote und unterstützt bei der Sprachmittlung. Dass sie in den letzten Jahren sowohl genügend Sprachkenntnisse als auch Qualifikationen sammeln konnte, ist vor allem ihrem Durchhaltevermögen und ihrer Motivation zu verdanken. Klar also, dass sie für ihre Tochter Sanaa die Krasseste ist.

Ob sie trotz all der Anstrengung den Bundesfreiwilligendienst weiterempfehlen würde? „Auf jeden Fall!“, sagt Nissreen. „Sprache ist immer der Schlüssel für alles hier und man sollte alle Möglichkeiten nutzen, die es gibt. Außerdem kann man einen BFD an Orten wie dem WELCOME-Treff machen, an denen man wirklich Offenheit erlebt und viel lernen kann. Das kann ich sehr empfehlen.“

Wir sind beeindruckt von so viel Zielstrebigkeit und wünschen für die Zukunft alles Gute!

 

 

Foto: Marcus-Andreas Mohr

Text: Jasmin Brückner


Hani Menzaljy

Vom Bundesfreiwilligen zum Bürokratie-Profi
Dass ihn sein Bundesfreiwilligendienst mal zum Experten für Formulare und Bürokratie machen würde, damit hatte Hani Menzaljy nicht gerechnet.

Ende 2015 kam Hani aus Syrien nach Halle und fand im WELCOME-Treff Halle einen Ort der Unterstützung. Als sein Bruder und ein Freund dort einen BFD begannen, wurde Hani neugierig: Schon in Syrien hatte er im sozialen Bereich gearbeitet und wollte nun seine Erfahrungen vertiefen.
Der BFD erschien ihm dabei als ideale Möglichkeit, vorsichtig den Arbeitsmarkt in Deutschland zu erkunden und sein Deutsch zu verbessern.

Ende 2018 startete er daher das Abenteuer Freiwilligendienst im WELCOME-Treff. Schnell durfte er neue Aufgaben übernehmen und unterstützte unter anderem in der Formularhilfe. Er erklärt: „Viele Sachen, die ich auch persönlich brauche, habe ich hier gelernt – etwa, welche Dokumente wie
ausgefüllt werden oder wo welche Anträge gestellt werden müssen.“ Irgendwann konnte Hani sogar seiner deutschsprachigen Mitbewohnerin bei Anträgen helfen. Ein echter Bürokratie-Profi eben.

An seinem Freiwilligendienst schätzte er vor allem die Flexibilität. Durch die Teilzeitregelung konnte Hani nebenbei zum Sprachkurs gehen und sich in der Gruppe Solidarity City Halle engagieren.

Er ergänzt: „Weil ich mich für die soziale Richtung interessiere, habe ich im BFD auch viele Leute kennengelernt. Ich bin vielen Organisationen und Initiativen in Halle begegnet und habe mir angeschaut, was sie machen, welche Angebote, Stellen und Projekte sie haben. Das hat mir auch
später viel geholfen – bis jetzt hilft mir das eigentlich.“

Dabei begegnete Hani auch dem Friedenskreis Halle, bei dem er nach Ablauf des regulären BFDs noch einmal sechs Monate als Bundesfreiwilliger aktiv werden konnte. Nach dieser Zeit blieb er mit den Kolleg*innen dort in Kontakt und erhielt prompt ein Jobangebot, als eine Stelle frei wurde.

Vier Jahre ist das nun her. Seitdem ist er im Projekt „Teilhabe für Halle“ für den Friedenskreis angestellt und arbeitet mit Jugendlichen mit Fluchterfahrung und ihren Familien. Sein Wissen aus dem BFD kann er hier anwenden: Mal brauchen die Jugendlichen neben Beratung auch praktische Unterstützung beim Schreiben von Lebensläufen. Manchmal suchen auch die Familien Unterstützung – etwa in der Kommunikation mit der Schule. Hani ist dabei ein wichtiger Ansprechpartner für alle.

Auf die Frage, ob er ihnen auch einen BFD empfehlen würde, antwortet er: „Auf jeden Fall! Ich finde es schade, dass es nicht so viele Stellen gibt. Zu uns kommen oft Leute in die Beratung, die eigentlich so etwas wie einen BFD suchen. Viele Menschen brauchen Möglichkeiten, um noch nicht direkt in einem Unternehmen zu arbeiten, aber eben auch nicht zuhause zu bleiben. Da hilft es sehr, etwas zu haben, das Struktur gibt, beim Deutschlernen hilft und einen leichteren Einstieg ins Arbeitsleben ermöglicht.“

Mit seinen Erfahrungen und seiner Perspektive ist Hani ein echtes Vorbild. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg!

 

Foto: Marcus-Andreas Mohr

Text: Jasmin Brückner


Júlia Araújo Mota

Auf dem Weg zur Führungskraft
Nach dem Studium und einigen Jahren Berufstätigkeit sehnte sich Júlia Araújo Mota aus Brasilien nach etwas Neuem – und schrieb sich in Portugal für einen Master in Public Law ein.

Ein Erasmussemester brachte sie nach Halle. Sie verliebte sich in die Stadt – und wollte bleiben.

Um ihr Deutsch zu verbessern, begann sie einen Bundesfreiwilligendienst im WELCOME-Treff. „Ich habe Social Media und andere digitale Aufgaben übernommen, das hat sehr gut gepasst.“

Ein Kollege machte Júlia auf das Projekt Start Women in IT von Dell und der IHK aufmerksam. Für die anspruchsvolle Weiterbildung gab sie alles: „Alle Frauen hatten C1-Deutschkenntnisse, nur ich nicht. Trotzdem habe ich bei Gruppenaufgaben die Koordination übernommen und wurde ausgewählt.“

Seit vier Jahren arbeitet Júlia nun bei Dell als Senior Techniksupport und nimmt an einem Entwicklungsprogramm für Führungskräfte teil. Nebenbei empowert sie weiter andere Frauen in Digitalcafés bei der Caritas.

 

Foto und Text: Kristin Wicklein und Jasmin Brückner